Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser

Die bischöfliche Kanzlei in Osnabrück

An der Grenze zwischen Domsfreiheit und Bürgerstadt gelegen, beeindruckt bis heute die einstige Land- und Justizkanzlei – jetzt Bischöfliche Kanzlei – als vornehmer Baukörper. Justus Möser hat ihre Entstehung während der langen Planungs- und Bauzeit entschieden mitbestimmt. Nachdem zwischen 1765 und 1783 mehr als 80 Entwürfe für den Verwaltungsbau eingereicht worden waren und das Unterfangen zu scheitern drohte, belebte Möser es durch pragmatische Vorschläge – u. a. zu Kostendeckelung, Raumaufteilung und Feuerschutz. Der Auftrag ging schließlich an den Landbaumeister Franz Schaedler (1733-1796), der 1782 die königliche Genehmigung zur Bauausführung erhielt, allerdings kurz darauf nach Hannover abgezogen wurde. Anstelle Schaedlers übernahm nun der Osnabrücker Maurermeister Mang die Bauleitung. Dieser setzte durch, dass die Kanzlei, anders als geplant, steinsichtig errichtet wurde. Dies sollte den Bau erhabener erscheinen lassen und im Vergleich zu einem Putzbau zugleich von größerer Dauer sein.

Bereits im 17. Jahrhundert erhielt die fürstbischöfliche Kanzlei mit Landesverwaltung und Rechtsprechung ihre wesentlichen, auch im 18. Jahrhundert noch gültigen Zuständigkeiten. Angesichts der konfessionell wechselnden Besetzung des Bischofsstuhles war das kontinuierliche Funktionieren eines Behördenapparats für das Osnabrücker Staatswesen zentral. Kompetenzstreitigkeiten der Kanzlei mit dem Geheimen Rat wurden erst unter der Regierung Georgs III. (1738-1820) weitgehend überwunden – nicht zuletzt dank Justus Möser.

Die klassizistische bischöfliche Kanzlei kann – neben dem deutlich älteren Schlossgebäude – als bedeutendster Baukörper seiner Zeit in Osnabrück und im ganzen Hochstift gelten. Dem mit geraden Steinbändern gegliederten Bau ist ein Mittelrisalit samt repräsentativer Freitreppe vorgelagert. Möser sah in dem Projekt einen wichtigen Anstoß zur Wiederbelebung der regionalen Bauwirtschaft. In der Tat folgten diesem für die Zeit spektakulären Neubau zahlreiche weitere Bauvorhaben in Osnabrück, die in den folgenden Jahrzehnten zu einem Aufblühen der klassizistischen Architektur in der Hasestadt führten.

... darinnen die nöthigen Canzeley-Sachen expediret werden ...

Zedlers Universal Lexicon 1744