Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser Zeichnung Portrait Justus Möser

Alt Barenaue

Die im Mittelalter errichtete, 1651 abgebrannte Wasserburg Barenaue, lag über Jahrhunderte einsam am Rand des Großen Moores gut 20 Kilometer nordöstlich von Osnabrück. Im 18. Jahrhundert wurde sie von Reichsgraf Nicolaus Johann Christian von Bar (1689-1765) prachtvoll ausgebaut. Eine alte Ansicht zeigt neben dem breiten Haupthaus ausgedehnte barocke Gartenanlagen. Der Graf ließ ferner eine Seidenraupenzucht sowie Leinen-, Tabak- und Seifenfabriken nahe dem Familiensitz einrichten, allerdings mit geringem wirtschaftlichem Erfolg. Der jüngere Bruder des Grafen, Georg Ludwig von Bar (1701-1767), verwaltete die Güter und erbte sie 1763. Finanzielle Engpässe wegen hoher Verschuldung und Rechtsstreitigkeiten sowie ferner der moorige Untergrund erschwerten schon damals die Pflege der Schlossanlage erheblich.

„Die hohe Gesellschaft zu Barenau“ war seit etwa 1750 häufiges Reiseziel Justus Mösers. Seine Besuche und zahlreiche Briefe galten der Familie des umfassend gebildeten Literaten Georg Ludwig von Bar. Dieser hatte u. a. in Hamburg gelebt und blieb nach seiner Rückkehr nach Barenaue mit den dortigen weltoffenen Kreisen in Verbindung. Seine Dichtungen, wie die Epîtres diverses von 1740 und die Rêveries poétiques von 1755, begründeten seinen Ruf als „bester französischer Dichter Deutschlands“, als den Christoph Martin Wieland ihn pries. Ebenso wie mit der Adelsfamilie von dem Bussche-Hünnefeld stand der bürgerliche Möser mit von Bar und dessen gebildeter Tochter Johanna Friederike, dem Patenkind von dem Bussches, im freundschaftlichen Austausch. Zudem unterstützten Möser und dessen Frau die unstandesgemäß mit dem Gutsverwalter von Barenaue verbundene Johanna Friederike. Diese schätzte Möser ihrerseits als anregenden und empathiefähigen Menschen. Möser gelang es, trotz seiner Parteinahme für die junge Frau ein Freund der ganzen Familie zu bleiben.

Von der einstigen Anlage sind heute nur Teile erhalten, die nicht öffentlich zugänglich sind. Der Namenszusatz Alt Barenaue des alten Stammsitzes geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als wenige Kilometer entfernt das neugotische Schloss Neu-Barenaue errichtet wurde.

Die hohe Gesellschaft zu Barenau, welche ich diesen Morgen erst verlassen ...

Justus Möser 1753